ULTRASCHALL-KONTROLLIERTE MINIMAL-INVASIVE RETINACULUMSPALTUNG ERBRINGT SELBE ERGEBNISSE WIE OFFENE OPERATION BEI GLEICHZEITIG WENIGER NEBENWIRKUNGEN UND RASCHERER RÜCKKEHR ZU DEN ALLTAGSAKTIVITÄTEN

Die minimal-invasive ultraschallkontrollierte Retinaculumspaltung als Alternative zur offenen oder endoskopischen Karpaltunnel-OP ist die neueste Methode, aber nicht ganz neu. Deshalb gibt es einerseits bereits Studien zum Langzeitergebnis und auch Studien, die die minimal-invasive Spaltung mit der klassischen offenen Karpaltunnel-OP verglichen haben. Entsprechende Ergebnisse möchten wir Ihnen hier vorstellen.

Die Studien zum Vergleich der beiden Methoden zeigten alle, dass die typischen Beschwerden vom Karpaltunnelsyndrom nach der Spaltung rasch abnahmen. Die Abnahme der Beschwerden erfolgte in einer Studie rascher nach dem minimal-invasiven Eingriff [1], in den anderen bei beiden Methoden gleich schnell – in den ersten zwei Wochen – und auch im gleichen Ausmaß. Im Erfolg der Therapie des Karpaltunnelsyndroms ist die minimal-invasive Variante der klassischen OP also mindestens gleichwertig.[1-4] Die Rate an Nebenwirkungen im Zusammenhang mit dem Eingriff sind gleich niedrig (2-3 %). [2-4] Probleme mit fehlendem ausreichendem Wundverschluss gab es nur bei der offenen Spaltung.[2]

Unterschiede zwischen den Methoden finden sich aber einerseits im Zusammenhang mit der Narbe, andererseits in der Schnelligkeit, mit der die Arbeit wieder aufgenommen werden kann. Bei beidem ist die minimal-invasive Variante der offenen überlegen:

Vollkommene Freiheit von Schmerzen oder erhöhter Empfindlichkeit der Narbe lagen nach drei Monaten bei  61 % der minimal-invasiv behandelten PatientInnen vor, im Vergleich dazu bei 18 % der offen operierten.[3] Ein Jahr nach der Spaltung erreichten 95% der minimal-invasiv behandelten PatientInnen dieses Ziel und 74% der offen operierten.[2] Die Überlegungen, warum das so ist, vermuten, dass es einerseits mit der kürzeren Narbe zusammenhängt (im Mittel 6 mm bei minimal-invasiv versus 22 mm bei offen).[2]  Andererseits wahrscheinlich auch die andere Lokalisation ist: Am Handgelenk ist die Narbe weniger mechanisch beansprucht bei Bewegungen im Alltag als bereits in der Hand selbst. Auch dürfte die Lage der Hautnerven am Handgelenk günstiger und weniger anfällig für Verletzung an der Einstichstelle sein.

Der zweite bedeutende Unterschied wurde in der Rückkehr zu normalen Alltagsaktivitäten beschrieben: dieser lag im Mittel bei 4.9 Tagen versus 25.4 Tagen.[1]

Abbildung: Hände einer Patientin mit Zustand nach minimal-invasiver ultraschallkontrollierter Retinaculumspaltung beidseits (rechte Hand 4 Wochen, linke Hand 2 Wochen nach Eingriff)

Zum Langzeitergebnis wurden PatientInnen bis zu sechs Jahre nach dem minimal-invasiven Eingriff beobachtet (das Mittel der Nachbeobachtungszeit lag in dieser Studie bei 46 Monaten). 91,2% berichteten Zufriedenheit mit dem Eingriff. Auch in der längeren Nachbeobachtung zeigten sich keine Hinweise für eine Rückkehr des Karpaltunnelsyndroms oder aber Langzeitnebenwirkungen.

Somit darf man nach derzeitigem Wissensstand davon ausgehen, dass die minimal-invasive Retinaculumspaltung der klassischen offenen OP im Erfolg gleichwertig und im Hinblick auf Rückkehr zur normalen Alltagsaktivitiät und Zufriedenheit mit der Narbe überlegen ist.

Priv. Doz. Dr. Doris Lieba-Samal
Spezialistin für die Diagnose und Behandlung des Karpaltunnelsyndroms

Als spezialisierte Neurologin biete ich Ihnen fundierte Diagnosen und individuelle Therapien für das Karpaltunnelsyndrom und verwandte Nervenbeschwerden. Vertrauen Sie auf mein Wissen und meine Erfahrung, um Ihre Beschwerden zu lindern und Ihre Lebensqualität zu verbessern.

Mit meiner Spezialisierung auf das Karpaltunnelsyndrom unterstütze ich Sie kompetent auf Ihrem Weg zu Linderung und Heilung. Von der Diagnose bis zur individuellen Therapieplanung stehe ich Ihnen zur Seite.

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Referenzen:

Referenzen
[1] Rojo-Manaute et al. Ultra-minimally invasive ultrasound-guided carpal tunnel release: a randomized clinical trial. J Ultrasound Med 2016; 35 (6): 1149-57
[2] Eberlin et al. Final 1-year results of the TUTOR randomized trial comparing carpal tunnel release with ultrasound guidance to mini-open technique. Plast Reconstr Surg Glob Open 2024; 12 (3): e5665
[3] Eberlin et al. Multicenter randomized trial of carpal tunnel release with ultrasound guidance versus mini-open technique. Expert Rev Med Devices. 2023; 20 (7): 597-605
[4] De la Fuente et al. Minimally invasive ultrasound-guided vs open release for carpal tunnel syndrome in a working population: a randomized controlled trial. J Clin Ultrasound 2021; 49 (7): 693-703
[5] Cano et al. Clinical results of carpal tunnel release using ultrasound guidance in over 100 patients at two to six years. J Hand Surg Glob Online. 2024; 6 (3): 349-54

Doris Lieba-Samal