DAS CARPALTUNNELSYNDROM

Welche Symptome hat man bei einem Carpaltunnelsyndrom?

Das typische Erstsymptom eines Karpaltunnelsyndroms ist ein Einschlafen oder Kribbeln der Hand nachts. Betroffen sind hierbei vor allem Daumen bis Ringfinger in unterschiedlicher Ausprägung. Auch Schmerzen im Handgelenk, die entweder in die Handfläche oder in den Unterarm ausstrahlen, kommen vor.

In milden Fällen wird das Einschlafen oder Kribbeln nur morgens nach dem Erwachen bemerkt. Bei ausgeprägteren Beschwerden erwachen die Patient*innen auch nachts davon und der Schlaf kann dadurch deutlich beeinträchtigt und mehrfach unterbrochen sein.
Zusätzlich besteht häufig das Gefühl, als wäre die Hand geschwollen oder könne nicht mehr richtig zur Faust geschlossen werden.

Verschiedene Bewegungen wie zum Beispiel ein Schütteln, Durchbewegen, Hochheben oder Hängenlassen der Hand, bringen üblicherweise Erleichterung.

Untertags treten die Beschwerden bei entweder fixierter Haltung im Handgelenk oder Tätigkeiten mit wiederholten Bewegungen auf. Oft berichtete Beispiele sind Radfahren, Lenken eines Autos, Halten des Handys beim Telefonieren, Lesen einer Zeitung oder eines Buches oder Handarbeiten.

Bei mildem bis mäßigem Carpaltunnelsyndrom erleben die Patient*innen dazwischen Phasen ohne Symptome.
Auch im Verlauf variieren die Beschwerden häufig.
So kann zum Beispiel ein Carpaltunnelsyndrom erstmals bei Arbeiten auf der eigenen Hausbaustelle oder bei Frauen in der Schwangerschaft auftreten und dann für Jahre wieder verschwinden, um in Phasen mit einem vermehrten Arbeiten mit den Händen wieder aufzutreten. Dies kann dann die Gartenarbeit im Frühjahr oder Herbst ebenso sein wie ein Fahrrad- oder Motorradurlaub.
Bei anderen Patient*innen sind die Beschwerden über Jahre unverändert aber täglich vorhanden.

Bei Fortschreiten der Erkrankung oder ausgeprägtem Carpaltunnelsyndrom ist das Empfinden an den Fingerspitzen dauerhaft verändert und ein Teil der kleinen Handmuskulatur geschwächt. Hier berichten Patient*innen häufig von Problemen mit feinmotorischen Tätigkeiten wie Aufheben von Nadeln oder Schrauben, Schließen von Knöpfen oder Halten des Bestecks. Es fallen öfter Gegenstände aus der Hand, was eher mit der gestörten Empfindung an den Fingerspitzen zu tun hat als einer tatsächlichen Schwäche.

Sie sind nicht sicher?

Hier haben wir einen Fragebogen für Sie, der die Wahrscheinlichkeit eines Carpaltunnelsyndroms anhand der Beschwerden beurteilt:

Wie entsteht ein Carpaltunnelsyndrom?

Detail-ModellhandEin Carpaltunnelsyndrom entsteht durch die Einengung des Medianusnervs am Handgelenk im Carpaltunnel. Dies ist eine natürliche Engstelle im Körper.
Die Unterseite des Carpaltunnels wird durch die Handwurzelknochen gebildet, das Dach durch ein festes Band namens Retinaculum flexorum, welches sich von der einen auf die andere Seite der Handwurzel spannt. Durch diesen Tunnel muss der Medianusnerv gemeinsam mit den Beugesehnen für die Finger, um in die Handfläche zu gelangen.

Durch Bewegung oder Abknicken im Handgelenk steigt der Druck im Carpaltunnel und auch auf den Nerven. Er hat jedoch keinerlei Ausweichmöglichkeit. Deshalb meldet er sich mit den zuvor beschriebenen Symptomen.

Mit erhöhtem Druck werden die kleinen Blutgefäße, die den Nerv versorgen, abgedrückt. Durch die gestörte Durchblutung schwillt der Nerv an und seine Leitfähigkeit wird beeinträchtigt. Besteht dieser Zustand länger, kommt es auch zur Narbenbildung innerhalb des Nervs und er wird irreversibel geschädigt.

Welche Ursachen hat das Carpaltunnelsyndrom?

Einerseits scheint es eine erbliche Komponente zu geben, da häufig mehrere Familienmitglieder betroffen sind.[1]

Andererseits scheinen vor allem die Beugesehnen für die Finger, welche den Nerv durch die Engstelle begleiten, eine Rolle zu spielen. Diese können anschwellen durch Überlastung oder vermehrte Tätigkeit mit den Händen z.B. im Rahmen der Berufsausübung [2, 3], rheumatische Erkrankungen [4], Diabetes mellitus [5] aber auch bestimmten Varianten von Genen – was die familiäre Häufung erklären würde.[6]

In selteneren Fällen kommt es z.B. durch Tumoren oder Veränderungen an Gefäßen, die im Karpaltunnel liegen, zu erhöhtem Druck in diesem Bereich.[7, 8] Auch ein Bruch am Unterarm nahe des Handgelenks kann aufgrund der Schwellung Auslöser für ein Carpaltunnelsyndrom sein.

Referenzen

1. Assmus, H., Ist das Karpaltunnelsyndrom erblich? Aktuelle Neurologie, 1993. 20(4): p. 138-41.
2. Kozak, A., et al., Association between work-related biomechanical risk factors and the occurrence of carpal tunnel syndrome: an overview of systematic reviews and a meta-analysis of current research. BMC Musculoskelet Disord, 2015. 16: p. 231.
3. van Rijn, R.M., et al., Associations between work-related factors and the carpal tunnel syndrome–a systematic review. Scand J Work Environ Health, 2009. 35(1): p. 19-36.
4. Shiri, R., Arthritis as a risk factor for carpal tunnel syndrome: a meta-analysis. Scand J Rheumatol, 2016. 45(5): p. 339-46.
5. Pourmemari, M.H. and R. Shiri, Diabetes as a risk factor for carpal tunnel syndrome: a systematic review and meta-analysis. Diabet Med, 2016. 33(1): p. 10-6.
6. Zyluk, A., The role of genetic factors in carpal tunnel syndrome etiology: A review. Adv Clin Exp Med, 2020. 29(5): p. 623-628.
7. Dailiana, Z.H., et al., Tumors and tumor-like lesions mimicking carpal tunnel syndrome. Arch Orthop Trauma Surg, 2014. 134(1): p. 139-44.
8. Martinez-Villen, G., et al., Nerve compression syndromes of the hand and forearm associated with tumours of non-neural origin and tumour-like lesions. J Plast Reconstr Aesthet Surg, 2014. 67(6): p. 828-36.