PHYSIOTHERAPIE & ERGOTHERAPIE ZUR BEHANDLUNG DES KARPALTUNNELSYNDROMS

Die gestörte Handfunktion ist ein zentrales Merkmal des Karpaltunnelsyndroms. Ist das Empfinden an den Fingerspitzen durch Kribbeln oder Einschlafen gestört, ist einerseits der Tastsinn beeinträchtigt und zum Beispiel das Schließen von Knöpfen erschwert oder sogar unmöglich. Anderseits fühlen wir Dinge, die wir in der Hand halten, nicht mehr richtig und können unsere Kraft nicht entsprechend dosieren. Der sichere Griff ist nicht möglich, Dinge fallen aus der Hand.

Mit der Wiederherstellung der Funktion befassen sich zwei klassische Therapieformen: die Physiotherapie und die Ergotherapie. Da sie ohne Medikamente auskommen, gelten sie als besonders schonend. Weiters ermöglichen sie dem Patienten/der Patientin selbst zur Heilung beizutragen: durch die regelmäßige Ausführung spezieller Übungen.

Die letzte Fassung der Behandlungsleitlinien für das Karpaltunnelsyndrom im deutschsprachigen Raum auf 2022 kam zu dem Schluss, dass Maßnahmen aus diesem Bereich, wie Handwurzelmobilisation oder Nervengleitübungen, eine allenfalls zeitlich begrenzte Wirkung haben und somit derzeit nicht empfohlen werden können.

Aber wie ist unser derzeitiger Wissensstand bezüglich solcher Therapieformen beim Karpaltunnelsyndrom?
Eine relativ rezente Übersichtsarbeit von Gräf et al. hat sich 2022 detaillierter mit diesem Thema befasst und deren Ergebnisse möchten wir Ihnen deshalb vorstellen.
In die Bewertung miteinbezogen wurden Studien, die sich mit verschiedensten manuellen Therapieformen wie Nerven-Sehnen-Gleitübungen, Mobilisationen (entweder in Form von Mobilisation des Nerven, der Karpalknochen oder der umgebenden Weichteile) oder Yoga auseinandersetzten.

Bei den Mobilisationen liegen die meisten Ergebnisse zur Nervenmobilisation (Neurodynamik) vor, entweder als Selbstmobilisation oder durch die TherapeutInnen durchgeführt. Hierbei zeigten sich nach 2 Wochen klinisch relevante Verbesserungen bezüglich Schmerzen, Störung des Empfindens und Mißempfindungen. Weiters konnte die Funktion der Hände verbessert werden.
Weiters weisen bisherige Ergebnisse darauf hin, dass eine Kombination aus Neurodynamik und Kinesiotaping sogar noch erfolgreicher ist als die einzelnen Behandlungen.

Die Weichteilmobilisation oder Mobilisation von Gelenken entlang des N. medianus brachten ähnlich wie die Nervenmobilisation eine Verbesserung von Schmerzintensität und Erhöhung der Funktionalität innerhalb von 2 Wochen.

Für die Karpalknochenmobilisation sind derzeit keine guten Studien vorhanden – eine abschließende Berurteilung ist somit hier nicht möglich.

Für Yoga bei Karpaltunnelsyndrom ist leider nur eine Studie vorliegend, und diese kann aufgrund mangelhafter Methoden als derzeit nicht relevant eingestuft werden.

So dass zusammenfassend derzeit die besten Daten für die manuellen Mobilisationstechniken – Nervenmobilisation oder Weichteilmobilisation – vorhanden sind und versucht werden können. Da die Übungen entweder von Therapeut/Therapeutin durchgeführt werden oder – im Falle der Selbstdurchführung – individuell angepasst werden müssen, ist jedenfalls das persönliche Gespräch mit PhysiotherapeutIn oder ErgotherapeutIn anzustreben.

Quelle: Gräf J et al. Physio- und sporttherapeutische Interventionen zur Behandlung eines Karpaltunnelsyndroms. Schmerz 2022: 36: 256-65

Priv. Doz. Dr. Doris Lieba-Samal
Spezialistin für die Diagnose und Behandlung des Karpaltunnelsyndroms

Als spezialisierte Neurologin biete ich Ihnen fundierte Diagnosen und individuelle Therapien für das Karpaltunnelsyndrom und verwandte Nervenbeschwerden. Vertrauen Sie auf mein Wissen und meine Erfahrung, um Ihre Beschwerden zu lindern und Ihre Lebensqualität zu verbessern.

Mit meiner Spezialisierung auf das Karpaltunnelsyndrom unterstütze ich Sie kompetent auf Ihrem Weg zu Linderung und Heilung. Von der Diagnose bis zur individuellen Therapieplanung stehe ich Ihnen zur Seite.

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Doris Lieba-Samal